Flugplatzrennen Mainz-Finthen 1984
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Rennstrecke: | Flugplatz Mainz-Finthen | |
Datum: | 27. Mai 1984 | |
Saisonlauf: | Rennen 5 von 15 | |
Rennen | ||
Rennlänge: | 45 × 2,300 km = 103,500 km | |
Pole Pos.: | Harald Grohs | |
Schn. Runde: | Per Stureson | |
Sieger: | Per Stureson | |
Das Flugplatzrennen Mainz-Finthen war das vierte Rennwochenende der Saison 1984. Und es war das erste Rennen, bei dem ein Volvo am Start stand. Der Schwede Per Stureson hatte zwar schon für den Saisonauftakt in Zolder genannt, war dort aber nicht erschienen. In Mainz-Finthen war es dann soweit. Und nach den ersten Läufen zur Tourenwagen-Europameisterschaft hatte man schon geahnt, daß es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis ein Volvo einmal in einem Tourenwagen-Rennen die Turbo-Schnauze vorne haben würde. Dass dies aber in einem Lauf zur Deutschen Produktionswagen-Meisterschaft passieren würde, damit hatte keiner gerechnet.
Höchstens Volvo Deutschland. Der Importeur ließ nämlich extra Per Stureson nach Mainz-Finthen kommen, der prompt demonstrierte, wo es mit einem Volvo bei Sprintrennen langgeht. Im Training noch Vierter hinter Harald Grohs, Manfred Trint und Winfried Vogt, fackelte Stureson im Rennen nicht lange und übernahm in der vierten Runde nach einigen Führungswechseln mit Harald Grohs endgültig das Kommando. Von da an ward der Schweden-Turbo von den Gegnern nicht mehr gesehen.
Dass ein in unseren Breitengraden bis dahin relativ unbekannter Mann wie Stureson, der in der EM zusammen mit Ingmar Persson einen der drei Volvo 240 Turbo mit Werksunterstützung fuhr, dort aber im Gegensatz zu seinen Kollegen bis dahin noch keine Bäume ausgerissen hatte, Leute wie Grohs und Stuck überhaupt so alt aussehen lassen konnte, hatte seine Gründe. Der Wagen in Mainz war in Original-EM-Trimm, und da er mit 2,1 Liter Hubraum mal Turbo-Koeffizient 1,4 in die Drei-Liter-Klasse fiel, musste er kein Gewicht zupacken. Im Vergleich dazu waren die BMW 635 CSi sage und schreibe 250 Kilogramm schwerer. Zudem überschritt er durch den Turbo-Sound auch in der EM nicht das Lautstärke-Limit der DPM von 100 Dezibel. Dadurch konnte der schwedische Wagen ungehindert sein Potential von rund 300 PS bei 1140 kg Leergewicht ausschöpfen und auf der langen Geraden von Mainz-Finthen nach Lust und Laune am Turbo-Handrad drehen. Hans-Joachim Stuck fand nach dem Rennen die passenden Worte: "Auch im Tourenwagen-Sport wird der Turbo seinen Siegeszug antreten, wenn man ihn nicht einbremst."
Was er als BMW-Werksfahrer natürlich nicht sagen wollte: die 635-Coupés sind momentan völlig chancenlos. Ein Umstand, aus dem Stucks Teamchef Walter Brun bereits erste Konsequenzen gezogen hatte. Der Schweizer verhandelte zu diesem Zeitpunkt der Saison mit Saab, um 1985 dann den Saab 900 Turbo einzusetzen. Dieses Projekt kam aber leider nie zustande.
Die Ironie des Rennens war aber, dass zwar ein Volvo gewonnen hatte, doch die volle Punktzahl ging in Harald Grohs wieder an einen der "BMW-Underdogs", da Stureson aufgrund seiner schwedischen Lizenz zwar Pokal und Preisgeld mitnehmen durfte, aber für die Meisterschaft nicht punkteberechtigt war. Harald Grohs merkte im Ziel an, dass er dabei auch noch Riesenglück hatte, denn eine Runde vor Schluss begann es in seinem Cockpit zu qualmen, und er merkte schnell, dass die Hinterachse kaputt war. Glück hatte Grohs zudem schon nach dem verregneten Warm-Up gehabt, als seine Mechaniker ein gerissenes Getriebe-Gehäuse entdeckten, das Grohs im Rennen sicher zur Aufgabe gezwungen hätte. Am Ende kann man aber sicher sagen, dass die volle Punktzahl für das Team um Harald Grohs mehr als verdient war, schliesslich hatte man nach dem schweren Unfall auf der AVUS ein komplett neues Auto auf die Beine gestellt.
Im Rennen hatte Grohs lange Zeit ein Duell mit Stuck ausgetragen, was allerdings nur auf der Strecke stattfand, nicht aber im Ergebnis, denn Stuck hatte nach einem frühen Reifenwechsel eine Runde Rückstand. Stuck ließ sich dadurch aber nicht bremsen und jagte Grohs herzerfrischend um den Kurs, bis dieser sich einmal sogar verbremste. Am Ende konnte Stuck so noch den zehnten Platz erreichen.
Die Brun-Piloten wurden ohnehin ordentlich gerupft. Leopold von Bayern beklagte schon in der ersten Runde einen Reifenschaden, was ihm am Ende trotz schneller Rundenzeiten lediglich den zwölften Platz brachte. Der Chef Walter Brun selbst musste am Ende die Kastanien aus dem Feuer holen, und das obwohl die Zeitnahme im Qualifying seine schnellste Runde ignorierte, die sogar von der Konkurrenz bestätigt worden war. Doch auch er kam nicht ungeschoren über die Distanz, gleich nach dem Start wurde er in der ersten Rechtskurve von Olaf Manthey abgeschossen und kam so als Letzter aus der ersten Runde zurück. Eine Aufholjagd mit Rundenzeiten auf Stuck-Niveau brachten ihn trotz abgerissenen Schalthebels noch auf den siebten Schlussrang.
Noch schlimmer erwischte es aber das Rover-Team. Jörg van Ommens Vitesse bzw. dessen Elektronik der Einspritzung gab bereits vor dem Start den Geist auf. Und Olaf Manthey kam nach der Kollision mit Brun in Runde 1 mit dermassen viel Wut und durchdrehenden Rädern aus dem Gras auf den Asphalt zurück, dass gleich mal die Antriebswelle abriss.
In der Meisterschaft lag nun nach Mainz-Finthen mit Volker Strycek ein Mann vorne, dem man dies vor der Saison sicher nicht zugetraut hatte. Sein BMW635 CSi, bestens vorbereitet und eingesetzt vom Autohaus Gubin, lief erneut astrein, und so erreichte der Bochumer am Ende den dritten Platz. Winfried Vogt war ihm das ganze Rennen über wie ein Schatten gefolgt und hatte sich einen Plan zurechtgelegt, wie er mit seinem kleinen, optimal präparierten Linder-BMW 323i, der mit dem kürzeren Radstand und 400 kg weniger Gewicht perfekt auf diese Strecke zugeschnitten war, Volker Strycek in der letzten Runde packen wollte. Doch der Versuch missglückte, zudem musste Winfried Vogt vor dem Anbremsen immer pumpen, was natürlich einem Ausbremsmanöver auch nicht dienlich war. "Ohne die Probleme hätte ich heute vielleicht sogar vor Grohs ins Ziel kommen können", meinte er nach dem Rennen.
Vogts Leistung deutete aber an, dass das Gewichtshandikap der Großen durchaus einen Sinn hatte und den Kleinen wie Vogt, Oberndorfer oder Fritzsche eine Chance bot, auf entsprechenden Strecken gewinnen zu können.
Manfred Trint und seinem Ford Mustang wurde an diesem Wochenende dreimal die lange Start- und Zielgerade zum Verhängnis, an deren Ende der Mustang jedes Mal ins Zaubern kam, was bereits in der ersten Runde in Führung liegend zu einem Ausflug durch die Wiese führte und ihn am Ende auf den sechsten Platz im Ziel bringen sollte. Direkt davor beendete Kurt König das Rennen, und das obwohl ihm der Auspuff abgerissen war und er zudem aufgrund Ölverlusts über Leistungsmangel klagte. Peter Oberndorfer spielte mit seinem Alfa Romeo an diesem Wochenende aufgrund eines zu schwachen Motors keine Rolle und fiel drei Runden vor Schluss auch noch ohne Benzindruck aus.
Nr. | Fahrer | Team/Wagen | Reifen | ||
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1
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Harald Grohs | Vogelsang Automobile GmbH BMW 635 CSi |
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2
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Olaf Manthey | Austin Rover Deutschland Rover Vitesse |
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3
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Jörg van Ommen | Austin Rover Deutschland Rover Vitesse |
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6
|
Hans-Joachim Stuck | Jägermeister Brun Motorsport BMW 635 CSi |
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7
|
Leopold von Bayern | Team Warsteiner BMW 635 CSi |
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8
|
Walter Brun | Brun Motorsport GmbH BMW 635 CSi |
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9
|
Peter John | Mönninghoff Racing Chevrolet Camaro Z28 |
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10
|
Ralf-Dieter Schreiber | Mönninghoff Racing Chevrolet Camaro Z28 |
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11
|
Peter John | Auto Budde Team BMW 528i |
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12
|
Udo Schneider | Auto Budde Team BMW 635 CSi |
|||
13
|
Kurt König | BMW 635 CSi |
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14
|
Martin Wagenstetter | Motorsport-Club Wasserburg BMW 323i |
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15
|
Peter Oberndorfer | Marko RSM Alfa Romeo Alfetta GTV 6 |
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18
|
Klaus Assmuth | Kamei Crew BMW 528i |
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23
|
Volker Strycek | Gubin Sport BMW 635 CSi |
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25
|
Manfred Trint | ABR Ringhausen Rennsport Ford Mustang |
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29
|
Werner Felder | Renngemeinschaft Bergisch Gladbach BMW 528i |
|||
30
|
Fred Räker | Auto Veri Ford Capri 3,0 S |
|||
32
|
Franz-Josef Bröhling | ASE Schneider Motorsport Ford Capri 3,0 S |
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34
|
Peter Schem | Ford Capri 3,0 S |
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36
|
Udo Lohmann | Müllerbräu Team Fiat Ritmo 130 TC Abarth |
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38
|
Klaus Bielenberg | BMW 320i |
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45
|
Karl-Heinz Barthelmess | Gräber Power Reifen Rapp Opel Manta GT/E |
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46
|
Robert Walterscheid-Müller | RWM Automobile Opel Manta GT/E |
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47
|
Karl-Heinz Schäfer | Mich Opel Tuning Opel Manta GT/E |
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49
|
Jürgen Fritzsche | Mantzel Opel Tuning Opel Kadett GT/E |
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54
|
Angelika Golderer | Renngemeinschaft Niefern Opel Ascona i2000 |
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57
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Klaus-Emil Röckel | Opel Monza 3.0 E |
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58
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Peter Uhlenhaut | Scuderia Avus VW Golf GTI |
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65
|
Christoph Esser | Törkel Automobil Technik Opel Manta GT/E |
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67
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Winfried Vogt | Linder Rennsport BMW 323i |
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68
|
Johannes Wollstadt | Autohaus Wollstadt BMW 323i |
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70
|
Manfred Haase | VW Golf GTI |
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77
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Dieter Hegels | American Car Service Chevrolet Camaro Z28 |
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82
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Harald Kühn | Rheydter Club für Motorsport (?) Alfa Romeo Alfetta GTV 6 ℹ️ |
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83
|
Peter Mamerow | VW Golf GTI |
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84
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Johannes Weisheidinger | Hohenstein Tuning Chevrolet Camaro Z28 |
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85
|
Artur Deutgen jr. | Mantzel Tuning Opel Kadett GT/E |
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86
|
Peter Elgaard | T.R.D. Aarhus BMW 635 CSi |
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87
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Per Stureson | IPS Racing Volvo 240 Turbo |
Pos. | Fahrer | Team | Wagen | Zeit |
1. | Harald Grohs | Vogelsang Automobile GmbH | BMW 635 CSi | 1:04,64 |
2. | Manfred Trint | ABR Ringshausen Rennsport | Ford Mustang 5.0 GT | 1:04,86 |
3. | Winfried Vogt | Linder Rennsport | BMW 323i | 1:04,90 |
4. | Per Stureson | IPS Racing | Volvo 240 Turbo | 1:05,04 |
5. | Hans-Joachim Stuck | Jägermeister Brun Motorsport | BMW 635 CSi | 1:05,05 |
6. | Volker Strycek | Gubin Sport | BMW 635 CSi | 1:05,15 |
7. | Leopold von Bayern | Team Warsteiner | BMW 635 CSi | 1:05,17 |
8. | Jörg van Ommen | Austin Rover Deutschland | Rover Vitesse | 1:05,20 |
9. | Walter Brun | Brun Motorsport GmbH | BMW 635 CSi | 1:05,42 |
10. | Kurt König | BMW 635 CSi | 1:05,62 | |
… | ||||
12. | Udo Schneider | Auto Budde Team | BMW 635 CSi | 1:06,02 |
Pos. | Fahrer | Team | Wagen | Rd. | Zeit |
1. | Per Stureson | IPS Racing | Volvo 240 Turbo | 45 | 49:00,72 |
2. | Harald Grohs | Vogelsang Automobile GmbH | BMW 635 CSi | 45 | + 35,02 |
3. | Volker Strycek | Gubin Sport | BMW 635 CSi | 45 | + 50,65 |
4. | Winfried Vogt | Linder Rennsport | BMW 323i | 45 | + 51,04 |
5. | Kurt König | BMW 635 CSi | 45 | + 58,08 | |
6. | Manfred Trint | ABR Ringshausen Rennsport | Ford Mustang 5.0 GT | 45 | + 58,46 |
7. | Walter Brun | Brun Motorsport | BMW 635 CSi | 44 | Unfall |
8. | Jürgen Fritzsche | Mantzel Opel Tuning | Opel Kadett GT/E | 44 | + 1 Runde |
9. | Udo Schneider | Auto Budde Team | BMW 635 CSi | 44 | + 1 Runde |
10. | Hans-Joachim Stuck | Jägermeister Brun Motorsport | BMW 635 CSi | 44 | Reifen |
11. | Franz-Josef Bröhling | ASE Schneider Motorsport | Ford Capri 3,0 S | 44 | + 1 Runde |
12. | Leopold von Bayern | Team Warsteiner | BMW 635 CSi | 43 | + 2 Runden |
13. | Peter John | Auto Budde Team | BMW 528i | 43 | + 2 Runden |
14. | Manfred Haase | VW Golf GTI | 43 | + 2 Runden | |
15. | Martin Wagenstetter | BMW 323i | 43 | + 2 Runden | |
16. | Peter Mamerow | VW Golf GTI | 43 | + 2 Runden | |
17. | Werner Felder | Renngemeinschaft Bergisch-Gladbach | BMW 528i | 42 | + 3 Runden |
18. | Udo Lohmann | Müller-Bräu Team | Fiat Ritmo Abarth 130 TC | 42 | + 3 Runden |
19. | Peter Oberndorfer | Marko RSM | Alfa Romeo Alfetta GTV 6 | 39 | Motor |
20. | Harald Kühn | Alfa Romeo Alfetta GTV 6 | 39 | + 6 Runden | |
21. | Klaus Bielenberg | BMW 320i | 35 | + 10 Runden | |
Nicht klassifiziert | |||||
DNF | Karl-Heinz Schäfer | Mich Opel Tuning | Opel Manta GT/E | 30 | |
DNF | Angelika Golderer | Renngemeinschaft Niefern | Opel Ascona i2000 | 24 | |
DNF | Robert Walterscheid-Müller | RWM Automobile | Opel Manta GT/E | 20 | |
DNF | Dieter Hegels | American Car Service | Chevrolet Camaro Z28 | 14 | |
DNF | Karl-Heinz Barthelmess | Gräber Power Reifen Rapp | Opel Manta GT/E | 11 | |
DNF | Johannes Wollstadt | Autohaus Wollstadt GmbH | BMW 323i | 8 | |
DNF | Peter Elgaard | T.R.D. Aarhus | BMW 635 CSi | 3 | |
DNF | Olaf Manthey | Austin Rover Deutschland | Rover Vitesse | 0 | Halbwelle |
Nicht gestartet | |||||
DNS | Jörg van Ommen | Austin Rover Deutschland | Rover Vitesse | Motor | |
Gemeldet aber nicht angetreten | |||||
DNA | Peter John | Mönninghoff Racing | Chevrolet Camaro Z28 | ||
DNA | Ralf-Dieter Schreiber | Mönninghoff Racing | Chevrolet Camaro Z28 | ||
DNA | Klaus Assmuth | Kamei Crew | BMW 528i | ||
DNA | Fred Räker | Auto Veri | Ford Capri 3,0 S | ||
DNA | Peter Schem | Ford Capri 3,0 S | |||
DNA | Klaus-Emil Röckel | Opel Monza 3.0 E | |||
DNA | Peter Uhlenhaut | Scuderia Avus | VW Golf GTI | ||
DNA | Christoph Esser | Törkel Automobiltechnik | Opel Manta GT/E | ||
DNA | Johannes Weisheidinger | Hohenstein Tuning | Chevrolet Camaro Z28 | ||
DNA | Artur Deutgen jr. | Mantzel Tuning | Opel Kadett GT/E |
Pos. | Fahrer | Team | Wagen | Runde | Zeit |
1. | Per Stureson | IPS Racing | Volvo 240 Turbo | ? | 1:04,27 |
Deutsche Produktionswagen-Meisterschaft 1984 |
Zolder I • Hockenheim I • AVUS • Mainz-Finthen • Wunstorf • Nürburgring I • Norisring • Nürburgring II • Diepholz • Hockenheim II • Zolder II • Nürburgring III |